Skip to main content

Blog

Aktuelle Nachrichten

48-Stunden-Schwimmen Spremberg

Wo bin ich?
Was mache ich hier?
Und warum sind meine Finger so schrumplig?

20141105 spremberg1Drei Verrückte beim Spremberger 48-Stunden-Schwimmen.

Mühsam ziehe ich mich aus dem Wasser. Das Schwimmbad kommt mir unbekannt vor. Es ist kurz vor sieben und mein Magen knurrt. Oh, da drüben schwimmt ja René. Und Raphael ist ja auch da. Whoa, sehen die fertig aus! Langsam erwache ich aus meinem Delirium und beginne mich zu erinnern…

Im August landete die Ankündigung eines 48-Stunden-Schwimmens in Spremberg in meinem E-Mail-Postfach. Zunächst tat ich das als absoluten Unsinn ab, nun stand ich zusammen mit Raphael und René am Beckenrand und wartete auf den Startschuss. Nach kurzer Begrüßung der Teilnehmer wurden die legendären Spremberger Stoffbadekappen übergezogen und pünktlich um 8 Uhr ging es los. Neben behäbigen Brust- und Rückenschwimmern wurden ganz neue Schwimmstile erfunden, dazwischen peitschten Ambitionierte durch das Wasser, den Sieg bereits vor Augen. Nach zwei Stunden nervigem Gedrängel lichteten sich bereits die Bahnen.

20141105 spremberg2Kacheln zählen auf der 25-Meter-Bahn.

Wir sammelten auf der 25-Meter-Bahn in gemütlichem Tempo Kilometer. Ab und an traf man sich am Beckenrand, wo man von Martin mit Süßigkeiten oder Delikatessen aus dem Schwimmbadbistro vollgestopft wurde. Zwischendurch riskierten wir einen Blick auf den ausgehängten Kilometerstand. René und ich sondierten die Konkurrenz und versuchten den Namen Gesichter zuzuordnen. Raphael brauchte sich darüber wenig Gedanken zu machen, da er bereits nach kurzer Zeit die Teilnehmer aus seiner Altersklasse weit hinter sich gelassen hatte. Gegen Mittag gab es eine kurze Visite vom Trainer. Nach 5 Kilometern hatte Pawel keine Lust mehr und ging wieder.

Nach einem langweiligen Tag im Becken machten wir eine längere Pause in einer Turnhalle, die vollgestopft mit aufgedunsenen, schnarchenden Sportlern war. An Schlaf war jedoch nicht zu denken. Rastlos wälzte ich mich von einer schmerzenden Seite auf die Andere. Als der Wecker um 3 Uhr klingelte, machte ich mich bereit für einen weiteren langweiligen Tag im Becken.

20141105 spremberg3Selbst der kiloweise Verzehr von Süßkram bringt keinen Spass mehr.

Nach der ersten Einheit folgte mein Highlight des Tages: Frühstücks-Pommes. Das gab's schon ewig nicht mehr. Das letzte mal hab ich Fritten gefrühstückt morgens nach einer durchsoffenen Nacht im Wa… andere Geschichte. Müde kommt René in die Schwimmhalle geschlurft. Wir werfen uns mitleidige Blicke zu, dann geht es wieder ins Wasser. Eine Stunde später ist auch Raphael wieder da. So wie er aussieht, konnte auch er in seinem Hotelbett nicht schlafen. Während wir unsere Bahnen ziehen, tanzt am Beckenrand völlig unbeachtet das Spremberger Kinderballett.

20141105 spremberg4Weltmeister Raphael mit seinem Pokal.

Schmerzen setzen ein. Der Wechsel in einen anderen Schwimmstil bringt nicht die erhoffte Verbesserung, sondern verschlimmert die Situation. Ich habe keine Lust mehr und begebe mich für eine längere Pause zurück in die Turnhalle. René und Raphael zeigen weiter Kampfgeist. Um 2 Uhr klingelt erneut der Wecker und ich mache mich bereit für die letzten 10 Kilometer. Mit ruckartigen, schmerzenden Armzügen zerre ich mich durch das Wasser. Gegen 5 Uhr kommt René, nahe an der Bewegungsunfähigkeit, in die Halle geschlichen. Er begutachtet den Aushang und freut sich, dass seine Verfolger ein paar Kilometer hinter ihm liegen. René macht es sich neben dem Becken gemütlich und richtet sich darauf ein, nicht mehr ins Wasser zu müs… scheiße… sein Konkurrent springt ins Becken. Nervös zählt René seine Bahnen und sieht seinen Vorsprung schrumpfen. Wild pöbelnd zieht er sich seine Badehose an und geht zum Angriff über.

20141105 spremberg5René mit der Spremberger Schönheitskönigin.

Raphael kehrt aus dem Hotel zurück. Übermüdet setzt er zum großen Finale an. Während seine Mutter ihn vom Beckenrand aus mit Essen und Getränken versorgt, kämpft er sich mit vielen Pausen durch das Wasser. Kurz vor 7 Uhr habe ich mein Ziel erreicht und kann mich nicht weiter motivieren. Schwerfällig wie eine Robbe wälze ich mich aus dem Becken und gehe duschen. René kämpft weiterhin in Honeybadger-Manier um seinen 1. Platz. Voller Bewunderung beobachte ich ihn vom Beckenrand aus mit meinen Frühstücksfritten in der Hand. Als um 8 Uhr der Schlusspfiff ertönt blicke ich in viele erleichterte Gesichter, Freudentränen kullern, der Konkurrent von René bricht am Beckenrand zusammen, Vögel singen und die Sonne strahlt durch die Fenster.

Kurze Zeit später werden die Pokale an die verschrumpelten und übermüdeten Teilnehmer verteilt. René konnte seinen 1. Platz in seiner AK mit 52,2 km erfolgreich verteidigen. Ich musste mich gegen den dänischen Torpedo Grith Sigsgaard geschlagen geben und landete mit 70,1 km auf Platz 2. Raphael ist mit 60,1 km nicht nur Erster seiner Altersklasse geworden, sondern auch Weltmeister, wie ihm später per Post mitgeteilt wurde. Supergeil!

20141105 spremberg6Annika mit Pokal. Die Siegerin sitzt bereits im Zug nach Hause.

Zusammenfassend kann ich nur sagen: Es macht so wenig Spass, wie man erwartet. Man kann gar nicht soviel essen, wie man dürfte. Und man ist nicht so müde, wie man sein müsste. In 3 Jahren findet das ganze wieder statt. Vielleicht bin ich ja blöd genug, mich wieder anzumelden…

Quelle: SCC Berlin Triathlon // Annika

Weitere Ergebnisse und Informationen zum Wettkampf gibt's unter http://www.48hschwimmen.de/