Volleyball: Ein heißer Tanz in den Mai
Nach der bitteren 2:3-Niederlage im Auftaktspiel der Play-off-Finalserie am Sonntag blieb den Berlinern nur wenig Zeit, das Geschehene zu verarbeiten und für das schwierige Auswärtsmatch am Bodensee den Glauben an die eigene Stärke zurückzugewinnen. Umso beeindruckender agierten die Schützlinge von Trainer Mark Lebedew vor zirka 3.000 Zuschauern in Friedrichshafen vom ersten Ballwechsel an. Auf diese Weise entwickelte sich auch das vierte Aufeinandertreffen der beiden Dauerrivalen in dieser Saison zu einem engen Kopf-an-Kopf-Rennen.
Weder die Hauptstädter, die mit ihrer gewohnten Stammformation auftraten, noch die Häfler, die erneut auf ihren ersten Zuspieler Nicola Jovovic (Bauchmuskelzerrung) verzichten mussten, konnten sich im ersten Durchgang nennenswert absetzen. Zwar verschaffte der stark aufschlagende Robert Kromm per Ass seinem Team zunächst einen leichten Vorsprung (6:3), doch diesen machte VfB-Außenangreifer Valentin Bratoev mit seinem harten und platzierten Service schnell zunichte (6:8). In der Folgezeit blieben die Gastgeber zur Freude ihrer lautstarken Anhängerschaft in Führung (9:13, 13:16). Der Deutsche Meister bewahrte jedoch die Ruhe, agierte weiterhin mit voller Konzentration und zwang die Hausherren zunehmend zu Fehlern. Beim Stand von 23:22 blitzte erstmals wieder eine Berliner Führung auf dem Tableau auf, doch die sollte nicht von langer Dauer sein. Der VfB spielte einmal mehr all seine Routine aus und erarbeitete sich den ersten Satzball des Abends (23:24). Was die Zuschauer in der Arena und an den Bildschirmen nun zu sehen bekamen, war Hochspannung pur. Nachdem die BR Volleys durch einen Angriff und ein anschließendes Aufschlagass von Kromm die Führung übernehmen konnten (25:24), vergaben die Gastgeber zwei weitere Möglichkeiten, den ersten Durchgang für sich zu entscheiden (25:26, 26:27). Motiviert durch die abgewehrten Satzbälle nutzen die Gäste schließlich ihre dritte Chance und gingen dank des 30:28-Erfolgs mit 1:0 in Führung.
Das Match blieb ein Duell auf Augenhöhe. Im zweiten Durchgang erarbeiteten sich die Berliner bei 6:4 einen ersten kleinen Vorsprung, den sie lange Zeit verteidigten. Ob Kapitän Scott Touzinsky über Außen, Paul Carroll von der Diagonalen oder Screcko Lisinac in der Mitte – auf die Angreifer im BR Volleys Team war Verlass. Erst der Franzose Babtiste Geiler brachte die Hausherren wieder heran und glich beim Stand von 14:14 aus. Beide Mannschaften schenkten sich nichts, kämpften in mitunter spektakulären Rettungsaktionen um jeden Ball (16:16, 18:18), ehe Simeonov zur Friedrichshafener Führung punktete (18:19). Weiterhin war der Aufschlag ein entscheidendes Element. So brachte Carroll seine Farben mit einem Ass wieder in Front (20:19). Doch die Häfler steckten nicht auf, wehrten bei 24:23 einen Berliner Satzball ab und vollendeten schließlich zum 25:27-Satzgewinn.
Im dritten Satz zeigte sich über weite Strecken ein ähnliches Bild, mit dem Unterschied, dass sich die Gäste diesmal für ihre mutige Spielweise belohnten: Das BR Volleys Team erwischte erneut den besseren Start, ging knapp in Führung (4:2) und konnte diese in die erste technische Auszeit retten (8:6). Zwar glich der VfB in der Folgezeit ein ums andere Mal aus (12:12, 15:15), doch die Hauptstädter hielten den Druck permanent hoch. Ein wichtiges Ass von Touzinsky brachte das 19:17, ehe Kromm den Vorsprung auf 22:19 ausbaute und schließlich mit einem weiteren Ass für den 25:20-Satzgewinn sorgte.
Der offene und extrem spannende Schlagabtausch setzte sich im vierten Abschnitt fort. Immer wieder konnten die BR Volleys in Führung gehen (12:9, 14:12, 18:16), immer wieder gelang Friedrichshafen der Ausgleich (12:12, 14:14, 18:18). Beide Kontrahenten boten dem Publikum in dieser Phase hochklassigen Sport mit bestem Unterhaltungswert. Bei 20:19 war der VfB plötzlich vorn und scheinbar auf dem Weg zum Satzausgleich. Doch die Berliner hatten einmal mehr die richtige Antwort parat, glichen zum 20:20 aus und zogen anschließend bis zum umjubelten 25:21 unaufhaltsam davon.
„Berlin hat einfach besser gespielt, besser aufgeschlagen, das hat uns im dritten und vierten Satz etwas das Genick gebrochen", bilanzierte VfB-Trainer Stelian Moculescu das Match und trauerte vor allem den verpassten Möglichkeiten zu Spielbeginn nach: „Gewinnen wir den ersten Satz, haben wir eine große Chance, das ganze Spiel für uns zu entscheiden."
BR Volleys Coach Mark Lebedew zeigte sich zufrieden mit der Leistung seines Teams: „Wir haben heute besser gespielt als am Sonntag. Das gilt übrigens für beide Mannschaften, insbesondere im Aufschlag." Hatte der Australier nach dem Auftaktspiel noch bemängelt, dass seine Spieler in den entscheidenden Situationen nicht konsequent genug agiert hatten, lobte er heute: „dass wir uns immer wieder einen kleinen Vorsprung herausgearbeitet und vor allem gehalten haben". Für das dritte Spiel der Finalserie erwartet Lebedew ein ähnliches Volleyballspektakel. „Dabei hoffe ich natürlich auf unser großartiges Publikum, denn dieses Match wird richtig heiß", so der Meistertrainer.
Weil es in der „best of five"-Serie nun 1:1 steht, wird es noch mindestens zwei weitere Finalspiele geben. Das erste schon am Samstag, 3. Mai um 19.30 Uhr in Berlin, das zweite am Mittwoch, 7. Mai um 20.00 Uhr in Friedrichshafen. Sollte es danach immer noch keinen Sieger geben, fällt die Entscheidung um die Deutsche Meisterschaft 2014 am Sonntag, 11. Mai um 15.00 Uhr in der Max-Schmeling-Halle.
(Quelle: aktuelle Mitteilung der BERLIN RECYCLING Volleys, der Bundesligamannschaft des SCC BERLIN Volleyball)