Volleyball-Wahnsinn im Playoff-12 der Königsklasse
Zum fünften Mal in sechs Jahren stehen die Berlin Recycling Volleys unter den besten 12 Mannschaften des Kontinents. Nach einem an Dramatik kaum zu überbietenden 3:2-Sieg (23:25, 25:16, 18:25, 25:17, 15:9) gegen Jastrzebski Wegiel übersteht der Deutsche Meister einmal mehr die Gruppenphase der CEV Champions League. Vor 4.229 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle durften die Gastgeber, als einer der besten Gruppendritten, ebenso jubeln, wie die Gäste aus dem Nachbarland.
Robert Kromm sah zunächst als Reservist mit an, wie die Jastrzebski-Wegiel die ersten vier Punkte dieses Entscheidungsspiels für sich verbuchte. Nach der frühen Auszeit von Stelian Moculescu (0:4) ergänzte der Kapitän die "Starting Seven" um Steven Marshall, Paul Carroll, Pierre Pujol, Aleksandar Okolic, Graham Vigrass und Luke Perry anstelle von Adam White. Zunächst gab der Kontrahent den Takt dieses Matches an und die Berliner arbeiteten sich mühevoll hinein (4:8, 12:16). Der zuvor geehrte "Volleyballer des Jahres" Lukas Kampa blockte spektakulär gegen Marshall (12:17), der sich prompt mit einer Aufschlagserie revanchierte (17:18). Der erste Satz bot alles: spektakuläre Rettungsaktionen von Perry, denen Hildago ein Ende setzte, ein Ass von Okolic, das De Rocco durch die Finger glitt und sogar einen kuriosen Punkt mit dem Fuß von Boruch (21:21). Den Auftaktsatz schnappten sich jedoch die Polen nach einem entscheidenden Block gegen Kromm und den letzten Punkt durch Quiroga (23:25).
Dass die Hausherren nun aber voll im Match angekommen waren, belegte die Serie zu Beginn des zweiten Satzes mit Okolic am Aufschlag (4:0). Ein Vigrass-Ass mit seinem gefürchteten Hybrid-Aufschlag veredelte den guten Start (9:4) und die Berliner hielten die Polen mit druckvollem Service gekonnt auf Abstand (13:8). Kapitän Kromm entschied den Durchgang mit einer erneuten Aufschlagserie früh, während Pujol im Zuspiel zu glänzen wusste (18:10). Souverän gelang den Männern in Orange der Satzausgleich. Carroll erschmetterte acht Satzbälle, wovon Vigrass den ersten nach einhändigem Pujol-Zuspiel nutze (25:16).
Nach schwachem Start in den dritten Satz (4:8), kämpften sich die Moculescu-Schützlinge sehr schnell wieder heran (9:9). Erst eine minutenlange Unterbrechung, an deren Ende Schiedsrichter Michail Themelis zugunsten der Polen entschied, nahm den BR Volleys den Schwung. Statt 12:12 gab es einen sogenannten "Null-Ball" und unter dem ohrenbetäubenden Lärm des Volleyballtempels legte Diagonalangreifer Muzaj zwei extrem starke Aufschläge nach (11:14). Egor Bogachev bekam seine Einsatzchance (13:18), konnte die Annahme aber auch nicht stabilisieren. Zwei direkte Asse von Turski auf den Youngster sorgten für Jubel im polnischen Fanblock und Muzaj brachte Jastrzesbki den einen wichtigen Tabellenpunkt und damit den sicheren Platz zwei in der Gruppe D (25:18).
Muzaj schwächelte glücklicherweise Anfang des vierten Durchgangs und so konnten die Berliner mit Carrolls druckvollem Service vorlegen (6:0). Nun gaben die BR Volleys – wieder mit Kromm auf der Platte - das Tempo druckvoll vor und hielten den Gegner auf Abstand (9:6, 14:8). Carroll streute noch ein Ass ein (17:9) und ohne entscheidend zu wackeln, gelang der erneute Satzausgleich (25:17).
Die Polen holten sich das erste Sideout des Tiebreaks, gaben dies nach einem Okolic-Block jedoch ab (5:4). Carroll verbuchte den ganz wichtigen Breakpunkt (7:5) und dann war Marshall gleich mehrfach entscheidend in der Abwehr zur Stelle. Der Volleyballtempel hielt den Atem an, bevor die Hausherren nach einem endlosen Ballwechsel die Vorentscheidung markierten (10:6). Fans und Mannschaft ließen sich diesen Erfolg nicht mehr nehmen und Carroll verwandelte den Matchball zum 3:2 (15:9) und zum ersehnten Weiterkommen.
Vize-Europameister Lukas Kampa resümierte: „Es war ein sehr emotionales Spiel. Der erste Satz war für uns ungemein wichtig. Die Schiedsrichterentscheidungen brachten leider viel Unruhe ins Match. In dieser Phase waren wir mental stärker. Wir hätten hier heute gern gewonnen, aber wichtig war für uns das Weiterkommen als Gruppenzweiter.“
Topscorer Paul Carroll war erleichtert: „Wir haben über das gesamte Match zusammengehalten und als Team um jeden Punkt gekämpft. Der Gegner hat am Ende viele Fehler gemacht, die uns geholfen haben. Trotz des zweimaligen Satzrückstands haben wir weiter mutig aufgeschlagen und wurden belohnt. Wir sind stolz, dass uns vor unserem Publikum der Einzug in die nächste Runde auf diese Weise gelungen ist.“
Nachdem alle Parallelspiele in den anderen Gruppen beendet waren, standen die BR Volleys unter den drei besten Gruppendritten aus insgesamt fünf Pools. Dies genügte glücklich zur Qualifikation für das Playoff-12. Die Auslosung der nächsten Runde findet am Freitag (02. März) in Luxemburg statt.