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Leichtathletik: Eine EM mit Höhen und Tiefen

Eine emotionale Leichtathletik-EM im heimischen Olympiastadion liegt nun hinter uns. Die Europameisterschaften erbrachten hervorragende sportliche Leistungen, eine hohe Akzeptanz der Leichtathletik in der Bevölkerung, den Verbleib der Laufbahn im Olympiastadion und renovierte Sportanlagen im heimischen Mommsenstadion. Das Berliner Publikum hat gezeigt, dass die Leichtathletik nach Berlin gehört und sogar das Berliner Olympiastadion über mehrere Tage füllen kann. Auf den Rängen herrschte beste Stimmung und mitten im Geschehen das bisher größte DLV-Aufgebot, in dem sich auch vier SCCer einreihten.

Den Auftakt machte Lucas Jakubczyk, der sich in seinem Vorlauf mit dem 2. Platz (10,41s) direkt für das Halbfinale qualifizieren konnte. Dort sprintete er in seinem Vorgarten (wie er das Olympiastadion für sich bezeichnet) vor heimischen Publikum eine solide 10,32s. Jedoch bedeutete es in seinem Lauf den 6. Platz, welcher nicht für den anvisierten Finaleinzug reichte. Auch wenn er gerne ins Finale gelaufen wäre, nahm er die positive Stimmung aus dem Stadion auf und setzte anschließend sein Fokus auf die bevorstehende 4*100m-Staffel am EM-Abschlußtag. Schließlich gab es dort gute Aussichten auf die Finalteilnahme, wenn nicht sogar realistische Medaillenchancen.

Doch zunächst stand aus SCC-Sicht am Dienstag und Mittwoch der Diskuswurf der Männer im Fokus. In der Qualifikation zeigte Robert Harting eine zufriedenstellende Leistung. Mit einem Wurf über 63,29m konnte er sich als 7. Platzierter die angestrebte Finalteilnahme sichern. Mit dem Bewusstsein, dass noch Luft nach oben ist, wuchs die Hoffnung auf eine Medaille bei seiner letzten internationalen Meisterschaft.
Seine Vorfreude auf den letzten Meisterschaftswettkampf wurde aber getrübt. Nachdem sein ewiger Rivale Piotr Malachowski (POL) sowie auch der Olympia-Sieger von Rio 2016 Christoph Harting die Qualifikation ohne gültigem Versuch abschlossen und Daniel Jasinski (GER) nicht über die 60,10m hinaus kam, würde kein Medaillengewinner der vergangenen olympischen Spiele im Finale dabei sein.

Somit stand im Finale ein ausgeglichenes Feld und es bot sich ein offener Kampf um die Medaillen. Die gesamte Konkurrenz benötigte zunächst 2 Würfe um in den Wettkampf reinzukommen. Nach dem zweiten Durchgang rangierte Robert Harting mit einem Wurf über 63,45 auf Rang 3. Im dritten Durchgang setzten denn der Litauer Andrius Gudzius (67,19m) und Daniel Stahl (SWE; 64,20m) ein Achtungszeichen, während der SCC-Athlet einen ungültigen Versuch machte. Mit Unterstützung des Publikums zeigte Robert Harting aber im vierten Versuch mit 64,33m einen guten Wurf und landete zunächst auf dem Silberrang. Dies ließ auf eine gute Platzierung, wenn nicht sogar Medaille, hoffen. Jedoch kam dann auch die Konkurrenz in Fahrt und die Gegner setzten sich nach und nach vor ihm. Am Ende stand Robert Harting ein nicht ganz zufriedenstellender 6. Platz zu Buche. Auch wenn es nicht für eine Medaille gereicht hat, konnte er sich auf seiner Ehrenrunde durch sein Wohnzimmer als bester deutscher Diskuswerfer der Leichtathletik-EM verabschieden. 

Am Sonntag, dem Abschlußtag der EM, stand noch einmal Lucas Jakubczyk im Halbfinale als Schlußläufer der deutschen 4*100m Männerstaffel auf der blauen Bahn. Auf Grund der aktuellen guten Form der deutschen Sprinter und dem Start vor dem Heimpublikum rechnete man fest mit einer Finalteilnahme. Als Startläufer brachte der junge Deutsche Meister Kevin Kranz die Staffel in eine gute Position, sodass beim dritten Wechsel Julian Reus unter tosendem Applaus in FÜhrung liegend an Jakubczyk heraneilte. Wenige Momente nach der  erfolgreichen Staffelstabübergabe wurde es jedoch deutlich ruhiger im Stadion. Auf Grund eines Muskelbündelrisses im Oberschenkel kam es zum Sturz von Lucas Jakubczyk, und Julian Reuß lief auf ihn auf. Beide blieben mit schmerzverzehrtem Gesicht liegen und mussten medizinisch betreut werden. Während Lucas Jakubczyk nach zwei kleinen Schnittwunden und einigen Blessuren noch im Infield großzügig verbunden wurde, war Julian Reuß relativ schnell wieder auf den Beinen. Später im Krankenhaus ergaben die Untersuchungen aber, dass er eine Schultereckgelenksprengung davongetragen hat. Ein bitterliches Ende für die vielversprechende Männerstaffel.

Wir wünschen beiden Sprintern alles Gute und eine baldige Genesung, sodass im nächsten Jahr wieder angegriffen werden kann.

Als vierte SCCerin war Svea Köhrbrück für die 4*400m-Staffel nominiert, sie erhielt jedoch keinen Einsatz.

Fotos: ©Iris Hensel